Der Opel Speedster wurde ab Werk mit einer ausgesprochen exotischen Rad- / Reifenkombination ausgestattet:
Vorderachse: Extrem schmale 175/55R17 Reifen auf ebenso schmalen 5,5J x 17″ Felgen
Hinterachse: 225/45R17 Reifen auf 7,5J x 17″ Felgen
Problem:
Der exotische 175/55R17 Vorderreifen wurde darmals von Bridgestone exclusiv für den Speedster hergestellt.
Bridgestone hat die Produktion aber bereits vor Jahren mangels ausreichender Nachfrage eingestellt. Es gibt auch keine zugelassenen Alternativen.
Abgefahrene oder überalterte Vorderreifen können somit nicht mehr einfach ersetzt werden.
Als Lösungsansatz gibt es rein theoretisch 3 mögliche Herangehensweisen, die sich wie folgt darstellen:
1.: Die Original-Felgen weiterverwenden und eine andere Reifenkombination dafür suchen.
Theoretisch möglich wäre das z.B. mit einem 195/45R17 oder 205/45R17 Vorderreifen in Verbindung mit einem 235/40R17 Hintereifen.
Viel mehr passende Kombinationsmöglichkeiten gibt es nicht, da wegen des ABS eine Radumfangsdifferenz VA <-> HA von max. 2% eingehalten werden muss.
Bei dieser Variante wird besonders die extrem schmale 5,5J Vorderrad-Felge zum Problem.
Hier wird dann auf eine 13,97 cm schmale Felge ein viel zu breiter 19,5 oder 20,5 cm breiter Reifen aufgezogen.
Der Reifen wird dadurch quasi trapezförmig auf der Felge aufgespannt. Er verliert dabei durch die massive Schrägstellung der Flanken einen großen Teil seiner Flankenstabilität.
Das Gleiche gilt sinngemäß in abgeschwächter Form auch für die Hinterachse.
Das Fahrverhalten wird daduch in hohem Maße schwammig und indifferent.
Eine Eintragung ist zwar unter Umständen mit Reifen-Freigabe des Herstellers per TÜV Sonderabnahme möglich, allerdings leidet aus den og. Gründen das Fahrverhalten in derart hohem Maße, dass wir hiervon definitiv abraten müssen.
2.: Hinterachsfelgen rundum beschaffen und passende Reifenkombination dafür suchen.
Hierbei beschafft man sich 2 weitere 7,5J x 17″ Hinterachs-Felgen um diese mit Spurplatten oder Adapterscheiben auf der Vorderachse zu montieren.
Dabei ist zu beachten, dass der Speedster aufgrund seiner Physis und aufgrund zulassungstechnischer Gegebenheiten ggü. Vorderreifen einen um ca. 20 – 30 mm breiteren Hinterreifen benötigt.
Das erfordert dann 205/45R17 oder 215/45R17 Vorderreifen i.V.M. 235/40R17 oder 245/40R17 Hinterreifen.
Eine Eintragung ist auch hier unter Umständen per TÜV Sonderabnahme möglich.
Haupt-Problem bei dieser Lösung ist auch wieder die Vorderachse.
Knackpunkt dabei ist das hohe Gewicht der HA-Serienfelgen, die man zusätzlich noch mittels Adapterscheiben / Spurplatten weiter „aufgelastet“ hat um sie nun auf der leichten und sensiblen Speedster-Vorderachse zu verbauen.
Auf der Hinterachse kommt zusätzlich noch das unter Punkt 1 beschriebene Problem mit der trapezförmigen Flankenstellung zum Tragen.
Das Resultat ist dann eine polternde Vorderachse i.V.m. einer etwas schwammigen / indifferent wirkenden Hinterachse
3.: Kompletter Radsatz – also passende Felgen und Reifen rundum
das klingt sinnvoll (ist es auch) – ganz einfach ist das in unserem Fall aber leider auch nicht.
Knackpunkt sind hier die exotischen Einpresstiefen der Felgen, die es an keinem anderen Opel Modell gibt, und zudem der bereits unter Punkt 2.: beschriebene, erforderliche Breitenunterschied von 20 – 30 mm zwischen VA und HA.
Da Reifenbreite und Felgenbreite zueinander passen müssen, ergibt sich daraus die Notwendigkeit hinten eine um 1,0″ – 1,5″ breitere Felge zu verwenden als vorne.
Diese Erfordernisse in Kombination gibt es bei keinem anderen Fahrzeug mit Opel-Lochkreis. Daher existieren auch keine Standard Serien- oder Zubehör-Felgen anderer Fahrzeuge, die man hier sinnvoll verwenden bzw. adaptieren könnte.
Aufgrund der geringen Stückzahlen haben auch nur sehr wenige Hersteller jemals passende Felgen für den Speedster produziert und die meisten haben die Produktion mittlerweile eingestellt.
Ausnahme sind derzeit lediglich die bereits seit einigen Jahren bewährten MOTEC FELGEN die speziell für den Speedster in passenden Dimensionen produziert werden. Durch das mitgelieferte TÜV-Teilegutachten ist außerdem EU-weit eine vergleichsweise einfache Eintragung / Zulassung möglich
Fazit:
Von den unter Punkt 1. und 2. geschilderten Herangehensweisen müssen wir aus den genannten Gründen dringend abraten, wobei die unter Punkt 1. skizzierte Variante die mit Abstand schlechteste ist.
Die jeweilige Verschlechterung des Fahrverhaltens ist eklatant und diese Einschätzung bezieht sich keineswegs nur auf „Rennstreckeneinsatz“ oder ähnlichen, extrem-performanten Einsatz. Das wirkt sich bereits bei mäßig flotter Alltagsfahrt auf der Landstraße derart deutlich aus, dass man das Gundkonzept des Speedster dadurch im Grunde ad absurdum führt.
In dem Zusammenhang wird dennoch teilweise aufgrund gewünschter „Originalität“ / „Sammlerzustand“ / „künftige H-Zulassung“ aus Unkenntnis der Original-Felgensatz präferiert.
Hierzu sei noch erwähnt, dass ein per TÜV-Teilegutachten zugelassender Nachrüst-Felgensatz niemals eine eventuelle H-Zulassung behindern kann, und der Original-Radsatz für Ausstellungszwecke oder ähnliche Events natürlich aufgehoben werden sollte.